60.000 Daten, 1 Vision: KI hilft gegen Fettleber

RWTH-Juniorprofessorin Carolin Schneider findet mithilfe von Data Science und künstlicher Intelligenz Antworten auf die Fettleber und wird als Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres ausgezeichnet

Die Leber als Schaltstelle des Körpers steht im Fokus ihrer Forschung: RWTH-Professorin Carolin Victoria Schneider wird von „academics“ der ZEIT Verlagsgruppe, für die Erforschung von Mechanismen im menschlichen Körper, die zu Stoffwechselerkrankungen beitragen, als Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres 2023 ausgezeichnet. Die approbierte Ärztin widmet sich der Entwicklung effektiver Präventions- und Behandlungsstrategien gegen Stoffwechselerkrankungen, so zum Beispiel der Fettleber.

60.000 Datensätze

Um wichtige Risikofaktoren und Biomarker zu identifizieren, integriert sie in ihre Methodik Data-Science-Ansätze und künstliche Intelligenz. Sprich: Schneider und ihre Forschungsgruppe, bestehend aus (Bio-)Informatiker*innen und Mediziner*innen, arbeiten in Aachen mit riesigen Datensätzen, insgesamt 60.000, die aus digitalen Patientenakten extrahiert weden können.

Mehr Bewegung, weniger Currywurst!

Und es loht sich tatsächlich, 45.000 MRTs sowie Tabellen mit 42.000 Spalten und 500.000 Zeilen auszuwerten: Viele metabolische Erkrankungen ließen sich durch zielgerichtete Prävention deutlich verbessern, also durch konkretere Empfehlungen, als bloß „Mehr Bewegung und weniger Currywurst!“ Genetische Varianten, die eine Fettleber bedingen sowie der Unterschied zwischen Männern und Frauen können mit Data Science identifiziert werden. Sind die Mechanismen erkannt, dann können auf Basis dieses Wissens Medikamente speziell gegen Fettleber entwickelt werden.

Prävention gegen Leberzirrhose

Je mehr Datensätze vorliegen, desto indiviueller kann die Behandlung ausfallen. Herausfordernd ist, dass Patient*innen eine Fettleber erst spüren, wenn durch die Veränderung sogenannter metabolischer Prozesse eine Entzündung und Vernarbung auftritt. Zuvor können nur Ultraschall oder in anderem Kontext erhobene Leberwerte den Hinweis auf eine Fettleber geben – und 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung haben eine solche. Bevor es zu Leberzirrhose und einer Lebertransplantation kommt, sei mit dieser Methodik eine Fettleber noch umkehrbar. Umso wichtiger ist die Prävention.

Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin und Wissenschaftlerin engagiert sich Schneider auch noch für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft, insbesondere in den MINT-Fächern. Sie selbst versteht sich als Bindeglied zwischen Informatik und Medizin.

19.01.2024