Automobilstadt? Da denken die meisten an Wolfsburg oder Rüsselsheim. Dass auch Aachen ein bedeutender Standort der Automobilindustrie war und ist, wussten die wenigsten. Bis zur Ausstellung „Vom fauchenden Fafnir zum Fahrzeug der Zukunft – Aachen und das Auto“, die bis zum 19.2.2017 im Centre Charlemagne zu sehen war.
Fafnir, Cudell und Mannesmann-MULAG: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren gleich mehrere Automobilbauer in Aachen ansässig, bekannte Marken, die sogar weltweit exportierten. Als allerdings mit dem Schwarzen Freitag im Jahre 1929 die große Wirtschaftskrise über die Welt hereinbrach, war die Automobilfertigung schon wieder aus Aachen verschwunden. Zu klein waren die noch in Handarbeit fertigenden Aachener Manufakturen, um den großen Marken zu trotzen. Dennoch blieb Aachen ein wichtiger Standort der Automobilforschung. Die 1870 gegründete Technische Hochschule – seinerzeit die einzige ihrer Art im Rheinland und in Westfalen – versammelte das geballte Know-How der Ingenieurskunst in Aachen.
Ölkrise, Verkehrsberuhigung: Auch das gehört zur Aachener Autogeschichte
Zugleich begann das Automobil die Stadt zu verändern: Die Stadtplaner mussten einer ständig steigenden Zahl von Automobilen Rechnung tragen. Neue und verbreiterte Straßen standen nach dem Zweiten Weltkrieg ganz oben auf der Agenda der Stadtplaner. Bis in die 1970er Jahre blieb die Faszination des Automobils ungebrochen; die Straßenbahn musste dem Trend zum Individualverkehr weichen, Fußgängerunterführungen sollten einen ungehinderten Verkehrsdurchfluss gewährleisten. Erst mit der Ölkrise 1973 begann sehr langsam ein Umdenkprozess, der bis heute anhält. Die Einrichtung von Fußgängerzonen, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen bis hin zur Forderung nach der autofreien Innenstadt und der geplanten Wiedereinführung einer Straßenbahn zeigen, wie sich unsere Haltung gegenüber dem Automobilverkehr geändert hat.
Neue Antriebstechnologien, neue Werkstoffe: Die Forschung bleibt dran
Mehr denn je werden heute an den Aachener Hochschulen das Automobil und der Verkehr erforscht: Neue Antriebstechnologien, neue Werkstoffe, Energiespeicher, Leichtbaukarosserien, Verkehrsteuerungsanlagen und Mobilitätskonzepte – die Forschung umfasst die ganze Bandbreite der Automobil- und Verkehrstechnik. Typisch für die Aachener Hochschulen: Die Forschungsergebnisse werden häufig gleich vor Ort getestet und in neue Produkte umgesetzt. So hat das mittlerweile von der Deutschen Post übernommene Elektrofahrzeug StreetScooter seinen Ursprung in der Hochschule und wird nun auf dem ehemaligen Talbot-Gelände an der Jülicher Straße gebaut. Die Zusammenarbeit der Hochschule mit städtischen Institutionen ist vielfältig. In zahlreichen Pilotprojekten wurden und werden neue Technologien in der Praxis erprobt: das erste Parkleitsystem, die Umstellung auf LED-Ampeln oder die beispielhafte Förderung der Elektromobilität.
Formel-1-Rennstrecken made in Aachen
Nicht zuletzt war auch der Motorsport Ausdruck einer allgemeinen Automobilbegeisterung. Das erste internationale Autorennen von Paris nach Berlin im Jahre 1901 machte Station in Aachen, in den Jahren 1948 und 1949 fanden auch eigene Rennen rund um den Ronheider Berg statt und auch die Seifenkistenrennen erfreuten sich während der 1950er und 1960er Jahre in Aachen großer Beliebtheit. Heute ist Aachen vor allem durch Planung und Bau von Formel-1-Rennstrecken mit dem Motorsport verbunden.
Die Ausstellung zeigte das Automobil als wichtigen Faktor der Stadtgeschichte der letzten 120 Jahre. Rund um historische Aachener Fahrzeuge der Marke Fafnir illustrierten alte Firmenunterlagen, Werbematerialien und Fotos die aufregende Anfangszeit der automobilen Gesellschaft. Anhand von Modellen und medialen Inhalten wurde gezeigt, wie sich die Ingenieure das Auto der Zukunft vorstellen.
Ausstellung im Rahmen von Future Lab Aachen 2016:
Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen
Vom fauchenden Fafnir zum Fahrzeug der Zukunft – Aachen und das Auto
11. September 2016 bis 19. Februar 2017
Katschhof 1 – zwischen Dom und Rathaus
52062 Aachen