Durch und durch Aachen: Das RWTH-Start-up Meotec wurde auf dem Campus Melaten gegründet und expandiert heute im Triwo Park.
Macht ihr eigentlich das, was ihr anfangs machen wolltet? Das, sagt Christoph Ptock, ist eine Frage, die Start-ups häufig hören. „Für uns, und das ist schön, lautet die Antwort: ja!“ Ptock ist Betriebsleiter und Prokurist von Meotec: Als sein Jugendfreund Alexander Kopp das Unternehmen vor neun Jahren gründete, war er mit dabei – zwei privat anschubfinanzierte RWTH-Ingenieure Mitte zwanzig, die vorhatten, den Werkstoff Magnesium so anwendbar zu machen, dass man daraus resorbierbare medizinische Implantate herstellen kann: Schrauben, Stangen und Platten für Unfallopfer etwa, denen man mit den Implantaten, die verstoffwechselt werden, eine zweite Operation ersparen kann. Für die Patienten mindert das Leid und Schmerzen, für die Krankenkassen die Kosten.
Komplette Prozesskette unter eigener Regie
Der Plan ging auf, wobei Meotec immer besser darin wurde, zwei zentrale Herausforderungen zu meistern: Man entwickelte, da im Markt kaum erhältlich, eigene Magnesiumlegierungen, die den extrem hohen Ansprüchen der Mediziner genügen. Und man verfeinerte das Beschichtungsverfahren für die Implantate so, dass man, etwa über die Schichtdicke oder die Porosität, sehr exakt steuern kann, wie lange es dauert, bis das Implantat beginnt, sich aufzulösen. Nachdem Meotec 2016 vom Campus Melaten in den Triwo-Park im Aachener Osten umzog, betreibt man dort eine regelrechte kleine Fabrik. „Eine komplette Prozesskette“, sagt Christoph Ptock. „Wir entwickeln die Legierung, gießen sie ab, zerspanen das Material, formen und beschichten die Medizinprodukte und verpacken sie auch.“
Im Lauf dieser Geschichte wuchs nicht nur das interdisziplinär aufgestellte Team auf rund 35 Köpfe an, auch das Portfolio wurde breiter. Magnesium produziert Meotec heute auch erfolgreich als Halbzeug für andere Hersteller, oberflächenbeschichtet werden auch Werkstücke aus Aluminium und Titan – nicht nur medizintechnische, sondern auch für Kunden aus der Automobilindustrie, darunter VW. Zuletzt ist die Umformtechnik als weiteres Standbein hinzugekommen: In einer speziellen Presse bearbeitet man die hochfesten Leichtmetalle mechanisch so, dass sie belastbarer werden; medizinische Implantate können dann kleiner und leichter werden.
Technologie ist nicht alles
Bei all dem basiert die Meotec-Erfolgsgeschichte keineswegs nur auf reiner Technologie. „Indem wir viel selber machen, schützen wir unser Know how sehr effizient“, zählt Christoph Ptock einige strategische Essentials auf. „Wir haben keinen Investor, der uns treibt, deshalb können wir unsere Risiken so managen, wie wir es für vertretbar halten. Und Aachen bietet als Standort ein riesiges Potenzial, bei uns sind viele Absolventen der RWTH und der FH beschäftigt.“ Besonders wichtig: Die guten Drähte zu denen, die in den verschiedenen Branchen und auf Kundenseite die Key Opinions formen – so kann Meotec direkt am realen Bedarf forschen und produzieren.
Ein weiteres Stichwort ist Arbeitsteilung, das demonstriert Prokurist Ptock, der auch Kommunikationswissenschaften studiert hat, am eigenen Beispiel: „Ich bin eher der strukturierte Typ und gehe an Dinge ganz anders heran als mein Kollege Alexander Kopp. Er ist höchst kreativ, treibt bei uns die Innovationen an, erdenkt neue Produkte und Geschäftsmodelle; dafür wäre Controlling wohl eher nicht sein Gebiet.“ Nach solchen Kriterien, so Ptock, setzt Meotec auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein – der großzügige Anbau für das Firmendomizil, der nebenan gerade gebaut wird, zeigt: Das Modell ist stimmig!