„Am Anfang stand der Absturz“ oder: Wenn Geschichte geschrieben wird und es keiner mitkriegt.
Als vor 50 Jahren die erste Mondlandung glückte, wurde darüber weltweit berichtet. Das noch viel größere Ereignis im Herbst 1969, genauer gesagt am 29. Oktober, war jedoch die vermeintlich unbedeutende Meldung „Mit SRI gesprochen – von Host zu Host“; ein Logbuch-Eintrag eines Informatik-Studenten an der University of California (UCLA). Tatsächlich markiert die Verbindung zwischen diesem PC in L.A. und einem Rechner am Stanford Research Institute (SRI) in Kalifornien die Geburtsstunde des Internets. 500 km Strecke, die Geschichte schrieben und uns heute grenzenlose Kommunikation ermöglichen.
Eine Stunde für „LOGIN“
Der Start des Internets war mehr als holprig: Informatik-Student Charles S. Kline von der UCLA wollte das Wort „LOGIN“ an seinen Kollegen in Stanford übermitteln. Doch schon nach dem „O“ crashte das System. Die restlichen drei Buchstaben wurden erst eine Stunde später übermittelt. Erstmals konnten Computer unterschiedlicher Bauart und mit verschiedenen Betriebssystemen miteinander Informationen austauschen – was für ein Paukenschlag für die Technik.
E-Mail für dich
Damalige Wissenschaftler vermuteten, dass sie eine Technologie entwickelt hatten, mit denen ihresgleichen wichtige Informationen würden austauschen können. Dass das Internet jedoch auch einer breiteren Zielgruppe von Nutzen sein könnte, das wurde erst viel später klar: 1971 war es erstmals möglich, sich gegenseitig E-Mails zu schicken. Bloß machte das zu dieser Zeit noch kaum einer. Erst als 1983 die Datenverbindung schneller wurde und mit einem ausgeklügelten „Entpack“-System Daten übertragen werden konnten, wurde das Mailschreiben attraktiver.
Internet ist nicht gleich WWW
Das World Wide Web, wie die E-Mail ein populärer Dienst des Internets, erfand 1991 der Engländer Tim Berners-Lee am berühmten Forschungszentrum CERN in der Schweiz. Das WWW ist quasi ein weltweiter Verbund von Netzwerken, in dem sich jeder Rechner mit jedem anderen Rechner auf dieser Welt verbinden kann. Daten konnten ab sofort länderübergreifend und unkompliziert ausgetauscht werden. Dass dies so hübsch und komfortabel geht wie wir es heute gewöhnt sind, haben wir Browsern mit grafischen Oberflächen zu verdanken.
Fragwürdige Cloud-Technologie
Seit der Innovation des ersten Smartphones 2007 haben wir das Internet immer griffbereit in unserer Hosentasche. Doch für diese Flexibilität, vermeintliche Freiheit und das scheinbar unendlich verfügbare Wissen zahlen wir einen hohen Preis: Die Kopfhörer, für die wir uns gestern noch bei Amazon interessiert haben, ploppen heute im Instagram-Feed auf, mein Smartphone sagt mir, wie lange ich heute für den Heimweg brauche und Facebook schlägt einem vor, sich mit Menschen digital anzufreunden, die man nur vom Hören-Sagen kennt. Und das sind nur die Beispiele schwindender Datensouveränität, die wir einigermaßen bewusst wahrnehmen.
Große Datenpools helfen aber andererseits dabei, künstliche Intelligenz weiterzuentwickeln und zu trainieren. Wie wir sehen, bleibt es spannend in der digitalen Welt, die unsere analoge so maßgeblich beeinflusst. Doch egal, wie sie sich weiter entwickelt, sicher ist, dass wir mittlerweile zumindest die Mittel haben, große Ereignisse auf schnellstem Weg in die ganze Welt zu tragen.
30.10.2019