VR-Technik im Notfall

VR-Technik kann Rettungskräfte bei Katastrophen-Einsätzen unterstützen. Die erste Bewährungsprobe für einen Tele-Einsatz mithilfe von Virtual Reality gab es jetzt bei einer Übung in Aachen.

Bei Großschadenslagen wie zum Beispiel Unfällen mit vielen Verletzten, Brandereignissen oder Hochwasser brauchen die Rettungskräfte möglichst schnell einen umfassenden Überblick. Was ist passiert, wie viele Verletzte gibt es, wo befinden sich diese, wie sind die Zugangsmöglichkeiten?
Insbesondere zu Beginn eines Einsatzes sind zuverlässige Antworten auf solche Fragen sehr wichtig, um die benötigten Ressourcen anzufordern, sodass man zielgerichtet mit der Rettung und Versorgung der Verletzten beginnen kann. Hier setzt das Konzept von „VirtualDisaster“ an.

Drohneneinsatz und Tele-Notdienst

Ein Tele-Einsatzleiter (Tele-EL) soll mittels VR-Brille ein virtuelles Abbild der Einsatzstelle erhalten und so die Einsatzkräfte vor Ort kompetent und wirksam unterstützen. Der Tele-EL kann sich dabei an einem beliebigen Ort befinden.

Die Daten für die VR-Welt des VirtualDisaster liefern unbemannte Flugobjekte (Drohnen) mit 360°-Kameras und laserbasierten Abstandsmessern. Diese erstellen Bilder vom Einsatzort und senden diese an einen Hochleistungsrechner im Einsatzwagen. Daraus wird ein 3D-Abbild der Einsatzstelle berechnet. Der Tele-Einsatzleiter kann sich über eine VR-Brille in diese virtuelle Umgebung begeben, die Situation in Augenschein nehmen und beurteilen, bevor die ersten Einsatzkräfte vor Ort eingetroffen sind. Sobald die Flugobjekte an der Einsatzstelle gelandet sind, können sie einen Stream von 360°-Livebildern zur Verfügung stellen. Die mit Virtual-Reality gewonnenen Informationen gibt der Tele-EL als fundierte Entscheidungsgrundlage an die Einsatzleitung vor Ort weiter.

Erste Bewährungsprobe

Bei der ersten Übung am 9. Oktober bei der Berufsfeuerwehr Aachen, ließ man einen Bagger bei Bauarbeiten mit einer Bombe kollidieren, was eine Explosion auslöste.
Kurz nach der Alarmierung flogen zwei Drohen über die Einsatzstelle, die noch vor Eintreffen der ersten Einsatzkräfte erste Daten lieferten. Über die VR-Welt erhielt der Tele-EL sofort Bilder von der Situation am Unfallort.
Eine entscheidende Information bestand zB. darin, dass ein wichtiger Zufahrtsweg durch umgestürzte Bäume versperrt war. Die anrückenden Einsatzkräfte wurden darüber sofort informiert und es wurde eine alternative Zufahrtsmöglichkeit zur Einsatzstelle übermittelt. Außerdem wurde schnell ersichtlich, dass eine Vielzahl an Menschen verletzt waren, sodass unmittelbar – entsprechend der Lage – weitere Rettungskräfte nachalarmiert werden konnten.

Der VirtualDisaster ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Berufsfeuerwehr Aachen, der RWTH Aachen University und der TEMA
Technologie Marketing AG.

20.10.2021