Ein Team von Wissenschaftler*innen der RWTH Aachen, der LIKAT in Rostock, und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat ein Verfahren entwickelt, um für Arzneimittel in Zukunft schneller eine Zulassung erwirken zu können.
Medikamente müssen, bevor sie zugelassen werden, bekanntlich gründliche und umfassende Tests durchlaufen, um die späteren Patient*innen nicht zu gefährden. Einer der Tests überprüft die Haltbarkeit des Mittels. Da Medikamente nie nur aus dem reinen Wirkstoff bestehen, sondern immer auch Zusatzstoffe, wie z.B. Hilfs- oder Trägerstoffe enthalten, muss überprüft werden, wie diese mit dem Wirkstoff nach langer Lagerung interagieren und gegebenenfalls die Wirkung verändern. Da diese Prozesse oft sehr langsam ablaufen, würde es Jahre dauern die Haltbarkeit unter normalen Umständen zu überprüfen. Für Medikamente in fester Form könnte sich das bald ändern.
Das Neue Verfahren
Das jetzt entwickelte Verfahren kann die Zersetzung eines Wirkstoffs in gerade mal 15 Minuten simulieren. Das Medikament wird mithilfe eines neuen, die Zersetzung beschleunigenden Stoffs in einer Schwingmühle behandelt und beobachtet. Anschließend können die Veränderungen innerhalb des Medikaments bereits nach dieser kurzen Zeit beurteilt werden. Bei einem Testdurchlauf offenbarte sich das neue Verfahren bereits als voller Erfolg. Auch international findet die Gruppe der Wissenschaftler*innen aus Aachen, Rostock und Würzburg Anerkennung. In dem renommierten ACS Central Science Journal aus Amerika wurde der Durchbruch als Paradigmenwechsel in der Anwendung mechanochemischer Prozesse bezeichnet. Jetzt geht es darum, das Verfahren weiterzuentwickeln, um auch andere Stimuli wie Licht oder Temperaturen und nicht nur die Zeit mit einzuberechnen und dann auch auf andere Wirkstofffamilien übertragen zu können, so Carsten Bolm, der als Leiter des Teams der RWTH mitgeforscht hat. Das Verfahren ist also noch nicht vollständig ausgereift, ein großer Schritt in die richtige Richtung wurde aber zweifelsfrei getan.
31.05.2023