Schlauer schürfen

Elisabeth Clausen leitet als erste Frau das renommierte Institut für Advanced Mining Technologies an der RWTH. Sie führt den Bergbau in das Zeitalter 4.0.

Ausgerechnet der Bergbau ist ganz vorne dran: Schon 2015 veranstaltete das Institut für Advanced Mining Technologies eine Konferenz mit dem Titel „Bergbau 4.0“. Da dümpelten andere Branchen noch auf 3.0-Niveau herum. Und dann leitet auch noch eine Frau das seit jeher renommierte Bergbauinstitut an der RWTH, eines der größten in Deutschland, – wo doch Frauen unter Tage früher streng verboten waren. Elisabeth Clausen ist bundesweit die erste Professorin auf diesem Gebiet.

Clausen, 1983 in Kiel geboren, hat Geotechnik, Bergbau, Erdöl- und Erdgastechnik an der TU Clausthal studiert und dann dort zehn Jahre lang als Wissenschaftlerin gearbeitet. 2018 wurde sie nach Aachen berufen. „Der Wechsel an die RWTH war eine Umstellung“, sagt sie. „Wegen der Größe der Hochschule, der hohen Dynamik und der Vielfalt der Forschungs- und Lehrthemen.“ Und dann war da noch der Anspruch 4.0., der sich in einer verstärkten Schwerpunktsetzung im Bereich Digitalisierung und Informatisierung niederschlägt. Im Fokus der Forschung steht der Bergbau der Zukunft, für den robuste und vernetzte Maschinen und Prozesse für die Rohstoffgewinnung, etwa von seltenen Erden, entwickelt werden.

„Bergbau-Aktivitäten werden künftig über Tage kaum noch sichtbar sein“
Die Größe der Bergbaubetriebe sei sehr unterschiedlich, so Clausen. Sie reiche von kleinen Minen, in denen einzelne Familien mit Hacke und Schaufel hantieren, bis hin zu hochautomatisierten Betrieben, in denen Walzenlader unter Einsatz von vielfältiger Sensortechnik selbsttätig unterwegs sind. In Tagebauen in Chile fahren schon seit einigen Jahren große Mining-Trucks vollständig autonom. Da kommt die Foschung ins Spiel. Denn automatisierte und autonome Systeme, die sich unter den rauen Bedingungen des Bergbaus bewähren, sind ein wichtiges Thema: „Wir untersuchen verschiedene grundlegende Aspekte für die Entwicklung autonomer Gewinnungssysteme im Tief- und Tagebau wie auch im Tiefseebergbau: Das umfasst beispielsweise die untertägige Lokalisierung, Positionierung und Navigation, Materialerkennung und Schneidtechnik“, sagt Clausen.

Im institutseigenen Rock Cutting Center will man beispielsweise die technologischen Grundlagen dafür schaffen, dass ein Gewinnungsgerät selbstständig erkennen kann, wo es schneidet und wo die Lagerstätte ist. Idealerweise erfolgt die anschließende Aufbereitung direkt unter Tage, so dass wertloses Material nicht mehr nach oben befördert werden müsste. So ließen sich auch die Abraum-Halden reduzieren. „Die Gewinnung von Rohstoffen ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden. Aber der Bergbau von morgen wird mehr und mehr in die Tiefe gehen und über Tage kaum mehr sichtbar sein“, sagt Clausen.
 

05.06.2019