Es war ein Abend voller Visionen: Im Krönungssaal des Aachener Rathauses wurde Professor Sebastian Thrun am 3. September mit dem Aachener Ingenieurpreis ausgezeichnet. Mit der gemeinsamen Auszeichnung würdigten RWTH Aachen und Stadt Aachen den beeindruckenden Entwicklergeist des Technologie-Pioniers.
Der deutsche Ingenieur Sebastian Thrun ist Leiter des Artificial Intelligence Lab an der Stanford University in Kalifornien und Vizepräsident bei Google. Seine Arbeiten in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Robotik haben für die Grundpfeiler gesorgt, auf denen KI-Engineering basiert.
Unbegrenzte Möglichkeiten
Für Thrun trägt die Entwicklung von KI zu einer „Verbesserung des Menschen bei, ohne sie jemals zu ersetzen.“ Bei der Preisverleihung formuliert er die große Chance, die KI für die Gesellschaft bedeutet: „Die Methoden von KI sind bahnbrechend, weil sie Möglichkeiten ergeben, die wir nie vorher gesehen haben. In den letzten Jahrzehnten wurden Computer von Menschen programmiert, die für alle Eventualitäten Regeln einbauen mussten. Und jetzt kann der Computer selbst klug werden, zum Beispiel in der Krebserkennung, um Tumore schneller und besser zu finden als die meisten Ärzte.“ Er plädiert dafür, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, um Dinge zu entdecken, die später einen großen Nutzen bringen. Thrun wirft noch einen Blick in die Zukunft: „Wir leben in einer Zeit mit einer exponentiellen Explosion an Erfindungen, die uns besser machen. Stellen Sie sich vor, was in den nächsten 150 Jahren passiert.“
Lernen. Forschen. Machen.
A propos 150 Jahre – dieses Jubiläum feierte die RWTH Aachen 2020 und zwar unter dem Motto Lernen. Forschen. Machen. „Wir machen mit dem Wissen etwas“, so der Anspruch der Universität und ihres Rektors Dr. Ulrich Rüdiger. Etwas zu machen und etwas zu wagen – daraus schöpfe man Wert und kreiere Wertschöpfung zum Wohle der Gesellschaft.
Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz ist so enorm, dass die RWTH ein KI-Center gegründet hat, in dem interdisziplinär die Kompetenzen gebündelt werden. Was KI leisten kann, bewies am Abend der Preisverleihung der Logistikroboter des Teams aus RWTH- und FH Studierenden, der jüngst Weltmeister in diesem Themenfeld wurde.
Verzahnung von Stadt, Kultur und Wissenschaft
Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen als Gastgeberin freute sich, dass die Stadt Aachen zusammen mit der RWTH diesen Preis vergeben kann, denn „Ingenieurkunst wird in Aachen gelebt. Aachen ist innovativ, die vielen Ingenieur*innen machen Aachen stark.“ Auf diese Symbiose aus Stadt, Kultur und Wissenschaft sind die Oberbürgermeisterin und der Rektor sehr stolz. Einig waren sich beide: „Aachen und RWTH kann man nicht trennen.“ Ingenieur*innen sind gefragter denn je und für die Zukunft aller entscheidend, denn sie können es schaffen, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten.
Professor Rüdiger will die Stadt der Zukunft mit den Themen der Zeit füllen: „Diese Themen heißen Zukünftige Energieversorgung, Mobilität, Produktion, Gesundheit und Informationstechnologie. Wir sind in der Lage, einen Beitrag dazu zu leisten, die gesamte Stadt zu entwickeln.“
Weiterentwicklung des Ingenieurwesens
Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinschaftliche Auszeichnung der RWTH und der Stadt Aachen – mit freundlicher Unterstützung des Vereins Deutscher Ingenieure VDI als Preisstifter. Jährlich ausgezeichnet wird eine Persönlichkeit, die mit ihrem Schaffen einen maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung oder Weiterentwicklung des Ingenieurwesens geleistet hat. Die Auszeichnung wird bereits zum siebten Mal verliehen.
06.09.2021