Nähe ist gut für Innovation

Seit 30 Monaten erfolgreich aktiv: Der digitalHUB will die Wirtschaft der Aachener Region digitalisieren und bringt dafür gezielt mittelständische Unternehmen mit Startups zusammen.

Einen Parkplatz finden, das ist in Aachen und anderswo bekanntlich eine Nebensache, die schnell nervig werden kann. Um das zu ändern, haben sich vor einigen Monaten die Stadt Aachen, der Energiedienstleister STAWAG und das Startup S O NAH zusammengetan. Die Aktion: In der Friedrichstraße stattet man Straßenlaternen mit Sensoren aus, die erkennen, ob ein Parkplatz frei oder belegt ist. Diese Infos können Autofahrerinnen und Autofahrer künftig in Echtzeit über eine Webseite abrufen und so gezielt und zeitsparend freie Plätze ansteuern. S O NAH hat die Sensoren entwickelt, die STAWAG bewirtschaftet die städtischen Straßenlaternen – gefunden haben sich die Akteure über den digitalHUB, der seit Sommer 2017 in der ehemaligen Elisabethkirche an der Jülicher Straße beheimatet ist.

Die Region zieht mit

„Dieses Projekt steht, neben vielen anderen, beispielhaft für unseren Ansatz“, sagt Iris Wilhelmi, Geschäftsführerin des digitalHUB. „Als Digitalisierungszentrum für Aachen haben wir das Ziel, mittelständische Unternehmen auf dem notwendigen Weg ins digitalisierte Wirtschaften zu begleiten. Wir bringen sie gezielt mit Startups und etablierten regionalen Firmen zusammen, die digitale Innovationen, Lösungen und Dienstleistungen anbieten – ein Modell, das sich in seinen ersten 30 Monaten als sehr attraktiv und erfolgreich erwiesen hat.“

Schon beim Start des digitalHUB wurde deutlich, dass die Region und ihre Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mitziehen würden. Als 2016 die Förderung der NRW-Landesregierung kofinanziert werden musste, stellten Unternehmen innerhalb von 40 Tagen per Crowdfunding 1,5 Millionen Euro für drei Jahre bereit. Auch wichtige Akteure wie IHK, Handwerkskammer, Hochschulen, Stadt Aachen und StädteRegion waren von Beginn an dabei. „Unser Trägerverein startete im Sommer 2016 mit 120 Mitgliedsunternehmen, davon waren 20 Startups“, blickt Iris Wilhelmi zurück. „Jetzt, zum Jahresbeginn 2020, haben wir 315 Mitglieder, davon 170 Startups.“

Kreative Community

Attraktiv ist der digitalHUB, weil er für seine Mitglieder viel leistet. Da ist zentral der Standort, die „digitalCHURCH“, die nicht nur eine anregende Atmosphäre bietet, sondern eine umfassende Infrastruktur mit Arbeitsflächen, 80 Flex Desks, acht Besprechungsräumen und Konferenzmöglichkeiten. Hier sind zahlreiche Startups ansässig und bilden eine kreative Community. „Auch Mittelständler haben hier Flex Desks und sind regelmäßig präsent“, sagt Iris Wilhelmi. „Nähe schafft Innovation. Die Nachfrage ist riesig, deshalb sind wir aktuell dabei, in der direkten Umgebung der Kirche zusätzliche Flächen und Räume anzumieten.“

Systematisch zusammengebracht werden die mittelständischen Unternehmen und die Startups durch den Matching-Service: „Unser Kerngeschäft“, so Iris Wilhelmi. Die Beraterinnen und Berater des digitalHUB prüfen, was die Mittelständler brauchen und was die Startups diesbezüglich bieten können. Zahlreiche, teils branchenspezifische Veranstaltungen bringen die Akteure zusammen. Die Formate reichen von der Matching-Plattform über Pitch-Stages bis hin zum Speed-Dating – über 100 solcher Events hat das Hub-Team allein 2019 organisiert. Zusätzlich gibt es spezielle Beratungen und Trainings für die Startups, dabei geht es um Recht, Steuerfragen, Vermarktung, Patente und vieles mehr. Ein Format ist dabei der Finance Day: Hier informieren Experten über alle Fragen der Finanzierung und erklären etwa, wie man Venture Capital und Fördermittel einwirbt.

Über die Grenzen blicken

Für die nahe Zukunft plant der digitalHUB zusätzliche Projekte. Für das Exzellenz Start-up Center der RWTH, das auf dem Campus Melaten aufgebaut wird, wird man als urbane Außenstelle fungieren und dabei die digitalen Gründer mit unterstützen. Und dann möchte Iris Wilhelmi die euregionale Kooperation ausbauen – es gibt enge Kontakte mit Hasselt und Heerlen. „Weil die RWTH einen so guten Ruf hat, sind die Belgier und Niederländer an unseren digitalen Tech-Startups interessiert. Auch wir möchten unbedingt die Vorteile nutzen, die sich durch diese direkte Nachbarschaft ergeben.“

08.01.2020