RWTH-Forschende wollen den Zugverkehr auf dem Land revolutionieren – und das nachhaltig, effizient und wirtschaftlich, mit einer autonom fahrenden Lok.
Für den Klimaschutz ist der Mobilitätssektor ein wichtiger. In der Stadt gibt es viele klimaschonende Alternativen, um von A nach B zu gelangen. Auf dem Land sieht das schon ganz anders aus. Bislang sind ländliche Gebiete noch nicht so gut per ÖPNV erreichbar. Das wollen die RWTH-Wissenschaftler*innen nun ändern.
Auf dem Land werden die meisten Strecken mit einem relativ langen Zug ca. ein Mal pro Stunde bedient. Flexibilität adé. Statt eines langen mehrteiligen Zuges sollen nun eine Reihe von Einzelfahrzeugen, ca. 13 Meter lang (nicht länger als ein Linienbus), viertelstündlich auf den Strecken unterwegs sein – batteriebetrieben und autonom fahrend. Das ist nicht nur nachhaltig und effektiv, es ist für potenzielle Kund*innen und die Betreibenden auch wirtschaftlich attraktiv.
Von diesem „Aachener Rail Shuttle“ (ARS) wird aktuell im Institut für Schienenfahrzeuge und Transportsysteme (IFS) der RWTH Aachen ein Protoyp gebaut.
Autonome Züge wirken dem Fachkräftemangel entgegen
Nebenbei könnte der ARS dem Fachkräftemangel entgegenwirken: Zum einen, weil er die Fachkräfte effizient vom Land in die Stadt und umgekehrt transportiert, vor allen Dingen aber, weil er autonom fährt und es somit keinen Lokführer mehr braucht. Es gibt zwar einen Notfahrerstand, diesen aber nur für die ersten Probefahrten, die in Kürze anstehen. Lokführer*innen fehlen in der Branche aktuell nämlich 4000 Stück. (Quellen: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und das Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Interdisziplinäre Fahrzeugentwicklung – viele Anwendungsmöglichkeiten
Neben der Tendenz zur Reaktivierung stillgelegter Strecken im ländlichen Raum, ist die Kombination aus einem einteiligen Fahrzeug, das batterieelektrisch betrieben wird und gleichzeitig konsequent auf fahrerlosen Betrieb ausgerichtet ist, einzigartig. Das Projekt „Aachener Rail Shuttle“ ist interdisziplinär aufgestellt: Mit Großkonzernen und Mittelständlern wird der fahrbare Untersatz entwickelt. Das Chassis ist allein fahrfähig, die Fahrgastzelle für Passagiere wird übergestülpt – so ist der Unterbau später auch im Güterverkehr einsetzbar. Zur Fahrzeugentwicklung kommt in einem Parallelprojekt das fahrerlose Fahren, auch hier arbeiten die IFS-Wissenschaftler*innen bei Themen wie Sensorik, Umfelderkennung und dem Trainieren einer KI mit Kooperationspartnern zusammen, unter anderem mit der FH Aachen.
Ob und wann das Fahrzeug in eine Serienfertigung gehen kann, hängt entscheidend von der Zulassung des fahrerlosen Fahrens ab. Denn durch die hohe Taktung und geringe Stückkosten können die Shuttle auch mit Fahrer wirtschaftlich interessant für die Streckenbetreiber sein.
24.04.2024