Nach dem Brand: Wie es beim WZL weitergeht

Die Nachricht hat nicht nur Aachen bewegt: Eine Halle des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen ist in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar abgebrannt. – Jetzt erst recht, sagt Günther Schuh

 

Insbesondere die Versuchseinrichtungen der Lehrstühle von Professor Fritz Klocke und Professor Robert Schmitt sind schwer getroffen, die mechanische Werkstatt, die Lehrwerkstatt und die Elektronik-Werkstatt. Der geschätzte materielle Schaden liegt bei 100 Millionen Euro. Doch erreichte das WZL seit dem Brand eine Welle von Hilfsangeboten – ob von Kollegen oder von Partnern, vor allem aus der Industrie. Auch das Land will helfen. Das kündigte Staatssekretär Dr. Thomas Grünewald an, der sich selbst vor Ort ein Bild machte.

Jetzt erst recht

Die 150 Beschäftigten, die in der ausgebrannten Maschinenhalle tätig waren, führten bereits einige Tage nach dem Brand an Interimsplätzen ihre Arbeit fort. Insgesamt beschäftigt das WZL 800 Personen in mehreren Gebäuden. Darunter auch Nachwuchswissenschaftler und Doktoranden wie Diplom-Ingenieur Christian Wirtz, dessen Forschungsergebnisse bei dem Brand verlorengingen. Trotz großer Betroffenheit habe er schon am Tag danach mit Kollegen zusammengesessen und Lösungen überlegt, sagt er. „Es war keiner dabei, der aufgeben wollte. Alle waren bereit zu improvisieren und an einem Strang zu ziehen.“

Und ein Krisenstab – bestehend aus WZL, Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), der Hochschulleitung und dem Facility Management der RWTH Aachen – akquiriert seither mit Hochdruck Ersatzflächen und -anlagen. „Wir geben keines unserer strategischen Forschungsziele auf. Wir wollen nicht nur den Schaden beheben, sondern auch weiterhin ein maßgeblicher Meinungsführer in einer digital veredelten und vernetzten Produktionswelt sein“, sagt Professor Günther Schuh, geschäftsführender Direktor des WZL: „Jetzt erst recht“.

Ersatzflächen und Maschinenpark

Voraussichtlich etwa 30 Millionen Euro wird man für die Ersatzgebäude brauchen, 60 Millionen Euro für die Wiederbeschaffung von Maschinen, Laboreinrichtungen und Ausrüstung sowie etwa 10 Millionen Euro für die Überbrückung zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit des WZL. Und es sieht gut aus mit der Akquise.

„Führende Werkzeugmaschinenbauunternehmen und Gerätehersteller haben uns bereits Leihgaben von Maschinen und Ausrüstungen für die nächsten zwei Jahre in Aussicht gestellt. Zehn Maschinen wurden uns schon zugesichert“, so Professor Fritz Klocke, dessen Forschungsbereich am stärksten durch den Brand betroffen ist.

Das WZL benötigt etwa 25 größere Werkzeug- und Messmaschinen. Für die Übergangszeit sind Ersatz-Hallenflächen von rund 3.500 Quadratmetern erforderlich. Das WZL erhielt im Raum Aachen das Angebot von circa 30 Ersatzflächen mit insgesamt mehr als 15.000 Quadratmetern. Um die notwendige enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Forschergruppen und den Werkstätten zu gewährleisten, entschied sich die Institutsleitung für zehn Standorte mit insgesamt 3.900 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zu den anderen WZL-Gebäuden.

Professor Robert Schmitt, der mit seiner Messtechnik- und Robotik-Forschung ebenfalls stark von dem Brand betroffen ist, dankt den Fraunhofer-Instituten IPT und ILT, den Campus-Clustern Produktionstechnik, Smart Logistik, Photonik und Schwerlastantriebe sowie den RWTH-Instituten IKA, ITA und IKV für ihr großzügiges Entgegenkommen: „Wir können dadurch den Schaden für die Studierenden, die mit ihren Bachelor- und Masterarbeiten betroffen sind, sehr klein halten.“

Neue, größere Halle

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen befasste sich im Kabinett bereits mit einer ersten Überbrückungsfinanzierung. Die WZL-Halle gehörte wie die meisten Hochschulgebäude dem BLB und ist eigenversichert. Die Versuchsanlagen und Labore zählten zur sogenannten Ersteinrichtung der betroffenen Lehrstühle, die die RWTH mit Hilfe des Wissenschaftsministeriums den Lehrstuhlinhabern zur Verfügung stellt. Zusätzlich existiert eine Sachanlagenversicherung, die für die Sachanlagen des IFAS und des WZL insgesamt auf 30 Millionen Euro begrenzt ist.

In beeindruckender Geschwindigkeit entwarfen BLB und RWTH einen Plan für den möglichen langfristigen Ersatz der verlorengegangenen Flächen. Demnach wird in einem Zeitfenster von 18 bis 24 Monaten die abgebrannte Halle (4.300 Quadratmeter) an selber Stelle etwas vergrößert wieder aufgebaut.

Die Fläche reichte schon in der Vergangenheit längst nicht mehr aus. Die fertigungs- und messtechnische Forschung hat sich in den letzten Jahren maßgeblich verändert. Heute müssen vermehrt Prozessketten untersucht werden und nicht mehr nur einzelne Fertigungsverfahren. Das WZL hat sich in den letzten Jahren als weltweit beachteter „Schrittmacher“ dieses Forschungsfortschritts bei hybriden Werkzeugmaschinen und integrierten Fertigungsverfahren profiliert, was auch die Ergebnisse des Exzellenzclusters „Integrierte Produktionstechnik für Hochlohnländer“ zeigen.

Die dem WZL zur Verfügung stehenden Flächen sind nicht mit gewachsen. Deshalb möchte das WZL nun die Gelegenheit nutzen und das Land Nordrhein-Westfalen bitten, zusätzlich eine Erweiterungshalle mit rund 3.000 Quadratmetern Fläche in unmittelbarer Nähe zur „alten“ WZL-Halle zu bauen.

WZL-Stiftung und Spendenaufruf

Für diese Erweiterungshalle sind Eigenmittel erforderlich. Die finanziellen Eigenmittel des WZL reichen nicht aus, um die Erweiterungshalle schnell bauen zu können. Hierzu braucht das WZL Unterstützung von Dritten. Zum Bau beziehungsweise zur Mitfinanzierung der Erweiterungshalle, zur Ergänzung der Laborausstattung und zur Überbrückungs- bzw. Startfinanzierung von Forschungsprojekten soll die WZL-Stiftung genutzt werden. Die Gründung der WZL-Stiftung wurde schon im letzten Jahr vom Direktorium des WZL vorbereitet. Sie war ursprünglich für Aufgaben der produktionswissenschaftlichen Förderung vorgesehen. Die Stiftung soll nun dazu beitragen, dass die Ersatzhalle schnell errichtet wird. Die Professoren des WZL werden ihre privaten Anteile an der WZL Aachen GmbH vollständig zustiften. Dadurch erhält die Stiftung bereits ein Vermögen von mindestens 2 Millionen Euro. Zur Realisierung des Vorhabens werden weitere 4 Millionen Euro an Spenden und Zustiftungen notwendig sein.

 

Spenden werden gerne auf dem folgenden Konto entgegengenommen:

Freundeskreis des WZL der RWTH Aachen e.V. (gemeinnützig)

IBAN: DE94 3907 0024 0203 8628 01

BIC DEUTDEDB 390

Alle Spender erhalten eine Spendenquittung, sobald die WZL-Stiftung offiziell eingetragen und anerkannt ist. Wenn die Stiftungsaufsicht die WZL-Stiftung zugelassen hat, werden die beim Freundeskreis e.V. eingegangenen Spenden an die WZL-Stiftung überwiesen.

 

Ansprechpartner:

Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen University

Manfred-Weck Haus

Steinbachstraße 19

52074 Aachen

Prof. Dr. Günther Schuh, Geschäftsführender Direktor, Tel.: +49 241 80 27404

G.Schuh@wzl.rwth-aachen.de

Sonja Hartmeyer, Leiterin Finanzabteilung WZL, Tel.: +49 241 8027419

S.Hartmeyer@wzl.rwth-aachen.de