Was uns als reale Welt gilt, ist nur eine unter anderen Möglichen und muss sich aus dieser Perspektive messen, beobachten und kritisieren lassen. Das heißt, nichts ist allein wie es ist, es bemisst sich aus dem Blickwinkel anderer Möglichkeiten. Sinn ergibt sich dadurch, dass wir aus einer Überzahl von Möglichkeiten etwas aus einer bestimmten Perspektive auswählen, das zählt. Eine Welt ohne diesen Überschuss an Virtualität wäre in ihren Abläufen determiniert und damit eine nicht sinnhaft gestaltbare Welt. Im neuen Medium der Virtualität tritt eine Steigerung des Raffinements auf – verbunden mit Lust und Verblüffung – aber auch die fast übermenschlichen Herausforderung, Wirklichkeit zu gewinnen. Das charakteristische Erfordernis moderner Gesellschaften: gesteigerte Aufmerksamkeit und Sensibilität im Zeichen lustvoller Verführbarkeit.
Im Rahmen der Ausstellung „Lust der Täuschung“ hält Dr. phil. Jürgen Kippenhan vom Logoi Institut für Philosophie und Diskurs, einen Vortrag bei freiem Eintritt.